Konzept
Wie die Musik kann die Plastik ohne Worte Inhalte schaffen, um die Realität zu transzendieren und so zu bereichern. Solange sie abstrakt ist, entzieht sie sich der Funktion der Illustration. Räumlichkeit, Plastizität, Form und Farbe treten in den Vordergrund und wirken stärker als wenn das Werk die Realität abbildete oder eine These illustrierte. Anklänge an Formen der realen Welt können Erinnerungen und Emotionen wecken, Bezüge schaffen oder Denkräume öffnen.
Das Werk ist klüger als der Autor (Gerhard Richter). Die Arbeiten speisen sich aus aktiv Beabsichtigtem oder Gesuchtem und unbeabsichtigt Aktiviertem. Erfahrenes und Vergessenes treten während der Arbeit in Erscheinung. Experiment und gesteuerter Zufall sind wichtige Methoden. Daneben sind Konzept und Kontrolle unabdingbar, um Bezugssysteme zu erkennen oder zu schaffen und Beliebigkeit auszuschliessen oder wenigstens zu begrenzen.
Die Kriterien für die Auswahl einer Arbeit sind ihre Wirksamkeit und Präsenz. Ihre Wirksamkeit ermöglicht Personen, die sie sehen, Reaktionen: empfinden, interpretieren, negieren oder ablehnen. Die Reaktionen können unabhängig sein vom Entstehungsprozess und dessen Konzept. Manchmal führen Figurationszwang oder Deutungswille zu Assoziationen, die zwar nie beabsichtigt waren, aber nie falsch sind. Wir bewegen uns immer in einem System von Zeichen.
An der Unterscheidung von Ding, Zeug und Werk (Martin Heidegger) sind nicht die Kategorien selbst, sondern ihre Übergänge interessant. Objekte in diesen unscharfen Zwischenbereichen entwickeln eine besondere Qualität von Rätsel-haftigkeit und Wirksamkeit. Ähnlich archäolo-gischen Funden oder Werkzeugen, deren Funktion oder Bedeutung nicht mehr bekannt sind, entziehen sie sich Deutung und Bewertung und gewinnen an so an enigmatischer Qualität.
Concept
Music can create content without words to transcend – and thus enrich – reality. So can sculpture. To do so, it needs to be abstract,
evading any function as illustration. Spatiality, plasticity, form and color become more important. They no longer serve as means to the end of depicting reality or illustrating theories. Echoes of shapes in the real world can awaken memories and emotions, create connections or open up thinking spaces.
The work is smarter than the author. (Gerhard Richter). Things actively searched and findings unintentionally activated find together in the works. With experiments and continuous work forgotten knowledge and forgotten feelings appear. So experimenting and controlling coincidences are important methods. But concept, reflection and selection are also essential in order to recognize or create reference systems. Arbitrariness must be excluded or at least limited.
Works are selected by judging their effectiveness and presence. It’s a piece’s impact power that enables people who see it to react: to feel,
interpret, negate or reject. These reactions can be independent of the creative process and its concept. Sometimes a viewer’s compulsion to read a form as something familiar or the wish to interpret will lead to associations that were never intended, but are also never wrong. We always move within a system of signs.
In the distinction between thing, stuff and work (Martin Heidegger), it is not the categories themselves that are interesting, but their limits, transitions and gradations. Objects in these
blurred intermediate areas develop a special
quality of mysteriousness and effectiveness.
Similar to archaeological finds or unknown tools whose function or meaning cannot be interpreted, they elude interpretation and evaluation and thus gain an enigmatic quality.